Die Geschichte des Motorsport Club Gaildorf e.V


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Liebe zum Kraftfahrzeug, Begeisterung für den Motorsport, Aufgeschlossenheit für die Technik und fairer Sportsgeist – Mit diesen Worten kann die Gesinnung umschrieben werden, die nunmehr seit 50 Jahren die Mitglieder des Motorsport Club Gaildorf verbindet“ so die Worte des langjährigen 1. Vor-sitzenden und Ehrenmitgliedes Richard Breuning zur Feier des 50jährigen Bestehens des MSC Gaildorf im Jahre 1976. Inzwischen sind über 30 Jahre ins Land gegangen und der MSC kann mit Stolz auf seine bewegte Vergangenheit zurückblicken:


Gegründet im Jahr 1926 als „Kraftfahrer-Vereinigung Gaildorf (ADAC-Ortsgruppe)“ Aus dieser Versammlung wurde als erster Vorsitzender Paul Balz gewählt. Zu dieser Gründungssitzung war auch Herr Erwin Illg vom ADAC Stuttgart anwesend und dieser soll der neu gegründeten Ortsgruppe einen Scheck über fünfzig Reichsmark überreicht haben. Die hiesige Motorsportbegeisterung zeigte sich in den Mitgliederzahlen: Bereits Ende 1926 hat sie sich mit 21 fast verdoppelt. Eine Statistik aus dem Jahre 1930 gibt an, daß im damaligen Oberamt Gaildorf 287 Krafträder, 82 Personen- kraftwagen (einschließlich Kraftomnibusse) und 15 Last-kraftwagen mit 5 Zugmaschinen gemeldet waren.

Bereits in dieser Zeit gab es Pläne, das Gelände „Auf der Wacht“ durch die Gaildorfer Ortsgruppe käuflich zu erwerben; allerdings wollte man dort einen ADAC-Zeltplatz errichten. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933, wurde auch die Gaildorfer Ortsgruppe im Sinne der Nazis „gleichgeschaltet“. Die sportliche Tätigkeit wurde dem NSKK, dem nationalsozialistischen Kraftfahrer Korps, unterstellt. Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurden durch ein Gesetz des Alliierten Kontrollrates alle Vereine in Deutschland aufgelöst. Somit war auch die ADAC-Ortsgruppe Gaildorf nicht mehr existent.

Fünf Jahre nach Kriegsende wurden die ehemaligen Mitglieder der ADAC-Ortsgruppe und „Freunde der Kraftfahrt“ zu einer Neugründung am 26. November 1950 in das Clublokal „Post- Krone“ eingeladen. 28 Männer fanden sich in der Post-Krone ein und gründeten die „ADAC Ortsgruppe Gaildorf“ neu.

Die neue Vorstandschaft hatte die Aufgabe, sportliche sowie gesellschaftliche Aktivitäten zu organisieren. Das waren in den ersten Jahren vor allem sogenannte Fuchsjagden, Orientierungsfahrten und Geländeturniere. Bei diesen war aus den Reihen des MSC vor allem der spätere langjährige Vorsitzende Richard Breuning auf seiner 350 ccm Horex Regina mit Beiwagen äußerst erfolgreich.

Sportliche Aktivität zeigte der Club bei vielen Geländeturnieren und Zuverlässigkeitsfahrten, 1962 organisierte der MSC eine solche Fahrt, die als Lauf zur Württembergischen Gaumeisterschaft 1926 1950 gewertet wurde; zugleich fand in diesem Jahr die Eintragung in das Vereinsregister statt, am 13. Januar 1962 wurde die erste Satzung des MSC Gaildorf beschlossen, und damit war die Ortsgruppe Gaildorf in einen „eingetragenen Verein“ übergegangen. Für das Jahr 1964 wurde von behördlicher Seite eine Genehmigung zur Durchführung weiterer Zuverlässigkeitsfahrten verweigert.

Nun war Umdenken angesagt: man wollte den Teilnehmern und den Zuschauern einen guten Sport bieten und man entschloß sich, ein Moto-Cross Rennen zu veranstalten. Damals noch in vier Klassen: bis 125 ccm, bis 175 ccm, bis 250 ccm und über 350 ccm bis 500 ccm. Während Geländefahrten auf einem vergleichsweise großen Rundkurs von mehreren Kilometern gefahren wurden, war eine Moto Cross Strecke kurz und bot den Zuschauern spannende überholmanöver.

Im Vorfeld gab es nun zähe Verhandlungen mit den Behörden. Wohl als Entschädigung dafür, dass die Zuverlässigkeitsfahrt nicht mehr genehmigt wurde, stimmten die Behörden dem Moto- Cross zu. Immerhin fanden sich zum ersten Rennen 2.700 Zuschauer an dem regnerischen 5. Juli 1964 auf der Wacht ein. Trotzdem ließen sich die MSC´ler nicht entmutigen und setzten weiterhin auf Moto-Cross. Mit Erfolg, denn das Moto-Cross war eine immer populärer werdende Sportart, die beim Publikum auf große Resonanz stieß. Heinz Zertanis Gesundheit zwang ihn 1968 seinen Posten als 1. Vorsitzender an Walter Bauer aus Sulzbach abzugeben, den dann Richard Breuning im Jahre 1970 übernahm.

Richard Breuning, seit Wiedergründung Mitglied im MSC, war erst als Sportfahrer, dann als Motorradreferent und Sportleiter, aktiv. Er legte den Grundstein für den Erfolg und die Bekanntheit des MSC Gaildorf in aller Welt. Unzählige Premieren liegen in seiner Amtszeit: die erste Seniorenausfahrt 1972, die Gründung einer Jugendgruppe 1975, Jugendfahrradturniere, Juxralleys und noch einiges mehr, wie das erste von nur zwei Dendelbach-Bergrennen (1972), das zusammen mit der Schwäbisch Haller ADAC-Ortsgruppe veranstaltet wurde.

Und noch vor vielen anderen Moto Cross Veranstaltern begann der MSC zu Beginn der siebziger mit einem regelmäßigen Festzeltbetrieb mit Bewirtung. Er gipfelte in dem 6.000 Personen fassenden Zelt beim Preis der Nationen in den achtziger Jahren.

Breunings Enthusiasmus für den Motorsport und das Moto Cross im besonderen, trugen dazu bei, daß der Gaildorfer Motorsportclub nicht nur in die Gruppe der weltbesten Moto Cross Veranstalter aufstieg, sondern sich an deren Spitze etablierte. Das brachte Richard Breuning den Titel „Moto Cross Papst“ ein.

Die siebziger Jahre sind die große Zeit der Maico Motorräder. Fahrer, deren Namen noch heute vielen Moto Cross Fans im Ohr klingen, vertrauten auf die Maschinen aus Pfäffingen. Willy Bauer aus Harthausen, Adolf Weil aus Solingen und der hochgewachsene Hans Maisch. Reinhard Schneider oder internationale Größen wie der Schwede Ake Jonsson schätzten die zuverlässigen schwäbischen Motorräder.

Das Jahr des 50-jährigen Bestehens 1976, war eines der glanzvollsten und erfolgreichsten Jahre für den MSC, der zu dieser Zeit 352 Mitglieder hatte, davon 16 aktive Sportfahrer.

Im Jahr des 13. Moto-Cross fand erstmals ein „Großer Preis von Deutschland“ als 10. Lauf der Moto-Cross WM in der Klasse bis 250 ccm statt. 25.000 Zuschauer umsäumten die Strecke „Auf der Wacht“ und waren begeistert von den packenden Rennen, die sich 50 Weltklassefahrer aus 16 Nationen lieferten. Sieger wurde Vladimir Kavinov aus der Sowjetunion auf KTM.

>Die Presse berichtete von einem „mörderischen Rennen“, denn Gluthitze und Trockenheit machten die Strecke zu einem wahren Martyrium für die Fahrer, wie auch für die Helfer entlang des Kurses. Viele Fahrer mussten aus konditionellen Gründen die Teilnahme am zweiten Lauf absagen, konnten wie Hans Maisch wegen einer Verletzung nicht fahren oder sind wie der Finne Heikki Mikkola oder der Belgier Sylvain Geboers wegen eines Sturzes ausgefallen.

>Noch am besten mit der sehr schwierigen Strecke kamen Antonin Barberovsky aus der damaligen Tschechoslowakei und der WM-Titelverteidiger Harry Everts aus Belgien zurecht. Sie sicherten sich die Plätze zwei und drei. Ein weiterer Höhepunkt dieses Jubeljahres war die „Große Motorsportschau in Gaildorf“ in der Körhalle vom 29. bis 31. Oktober. Sie stellte die technische Entwicklung, nicht nur des Motorsports von 1911 bis 1976 dar.

Am 2. bis 3. September 1978 folgte die nächste Deutschlandpremiere: „Moto-Cross der Nationen“ die Mannschaftsweltmeisterschaft in der Klasse bis 500 ccm, wurde auf der Gaildorfer Strecke ausgetragen. 14 Nationen stellten ihre Fahrer und 20.000 stellten sich an die Piste um zu sehen, wie die UdSSR den Titel des Mannschaftsweltmeisters errang.

Das Moto-Cross im Jahre 1979 zeigt, wie eng die Moto-Cross Familie zusammenhielt: Auf Initiative des fünffachen Weltmeisters Roger de Coster aus Belgien, Gerrit Wolsink aus den Niederlanden und des Briten Christopher Lavery wurde in Gaildorf ein Rennen um die „Willy- Bauer-Trophäe“ veranstaltet. Willy Bauer hatte sich im vorigen Jahr in Schottland bei einem Trainingsunfall schwer verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt. Zugunsten von Willy Bauer verzichteten das gesamte internationale Fahrerfeld auf Start- und Preisgelder.

Eine internationale Riege von Weltklassefahrern war in Gaildorf am Start: Roger de Coster, Genadij Moissev, Vladimir Kavinov, Jim Pomeroy, Brad Lackey, Graham Noyce, Neil Hudson, Harry Everts, Hakan Carlqvist, André Malherbe und Daniel Pean. Im darauf folgenden Jahr veranstaltete der MSC den „Großen Preis von Deutschland“ in der 500 ccm Klasse, ein Jahr später findet der 1. Lauf zur Inter-Side-Car-Serie sowie ein Lauf um den OMKSüdwestpokal in der 125 ccm Klasse statt.

Es war das letzte Rennen, dem Richard Breuning als 1. Vorsitzender vorstand. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er sein Amt nicht mehr ausführen. Vizevorstand und Vergnügungsleiter Dieter Schumacher rückte auf den 1. Vorsitz nach.

Dann, 1982 das nächste Highlight: Zum ersten Mal wird in Gaildorf die Mannschaftsweltmeister-
schaft der 250 ccm Klasse ausgetragen, auch „Trophäe der Nationen“ genannt. 25.000 Zuschauer säumten die Naturstrecke „auf der Wacht“ und feierten die USA als Mannschaftsweltmeister mit ihren Stars Danny Chandler, Jonny O’Mara, David Bailey und Jim Gibson.

Das Jahr 1985 brachte dem MSC das Rennen der Superlative. Zum ersten Mal in der Geschichte des Moto-Cross Sports wurde die Mannschaftsweltmeisterschaft in allen drei Klassen gleichzeitig an einem Ort ausgetragen. Die FIM (Fédération Internationale Motorcyclist) vergab die Durchführung dieser Riesenveranstaltung dem MSC, da sie nur den Gaildorfer Verein imstande sahen, ein Rennen von dieser Größenordnung überhaupt durchzuführen.

Die USA schafften es erneut, den Weltmeistertitel zu holen. Dem MSC gelang die Organisation souverän und machte den Verein und die Stadt Gaildorf endgültig in der Welt bekannt. Aber gegen Ende der 80-er Jahre flammte die Kritik der Natur- und Vogelschützer erneut auf: Sie fürchten um den Bestand des Naturschutzgebietes „Auf der Wacht“. Der Streit zwischen DBV und MSC geht bis vor das Stuttgarter Regierungspräsidium. Dieses genehmigt für 1989 „ausnahmsweise noch einmal“ ein Rennen auf der Gaildorfer Strecke.

Am 9./10. September fand zum zweiten Mal ein „Moto-Cross der Nationen“ in Gaildorf statt. Das gab es bis dahin noch nie, dass ein Nationenpreis an einen Veranstalter zweimal vergeben wurde. Aber die FIM zollte damit dem überragenden Organisationstalent des MSC unter der Führung von Dieter Schumacher das nötige Tribut.

Das „Größte Rennen aller Zeiten“ so titelte die örtliche Presse, sahen 30.000 Zuschauer, 230 Fahrer aus 25 Nationen gingen an den Start. Wieder holten sich die USA den Mannschaftsweltmeistertitel.

Das vergangene Rennen bot wieder viel Diskussionsstoff für den hiesigen Natur- und Vogelschutz. über die Genehmigung weiterer Rennen durch das Regierungspräsidium wurde der MSC lange Zeit im Unklaren gelassen….

Aber für viele, auch nicht MSC´ler, war das Moto-Cross in Gaildorf nicht mehr wegzudenken, und die große Publikumsresonanz zeigte wie wichtig die Veranstaltung war: Sympathiekundgebungen aus aller Herren Länder, Unterschriftenaktionen für das Moto-Cross und nicht zuletzt die unablässigen Verhandlungen mit den Landesbehörden durch den 1. Vorsitzenden Dieter Schumacher, veranlassten das Regierungspräsidium endlich einen Schlussstrich unter den Streit zwischen DBV und MSC zu ziehen: Am 6. Juni 1991 kam aus Stuttgart die erlösende Nachricht: Die endgültige Dauergenehmigung zukünftiger Moto-Cross Veranstaltungen auf der Wacht.

Im gleichen Jahr richtete der MSC einen Europameisterschaftslauf in der Klasse 125 ccm aus. 1994, beim WM Endlauf in der 250 ccm Klasse wird der Weltmeister in Gaildorf gekürt: es ist der Südafrikaner Greg Albertyn auf Suzuki. Auf der Hauptversammlung im März 1995 kandidierte Dieter Schumacher nicht mehr für das Amt des 1. Vorsitzenden. Seiner Meinung nach seien dreizehn Jahre genug.

Neuer MSC-Chef wird Hermann Wieland. Hermann Wieland gelingt es in den folgenden Jahren stets bedeutende Rennen zu organisieren, beispielsweise zu nennen sind: der WM Endlauf in der 500 ccm Klasse 1996, der Endlauf in der WM 250 ccm Klasse ein Jahr später, bei dem Pit Beirer gewinnt.

Dann folgen 1999 der WM-Lauf 250 ccm und, wiederum eine Premiere auf der Wacht: die FIM Junior Meisterschaft in der 80 ccm Klasse. Das 37. internationale Gaildorfer Moto-Cross am 2./3. September 2000 brachte wieder einem WMEndlauf, diesmal in der 125 ccm Klasse und den FIM Junior Cup (85 ccm).

Die Weltmeisterschaft aller Klassen im Jahr 2001 jedoch, sollte das aufwendigste Rennen in der Geschichte des MSC werden: Die Auflagen, die die Veranstalterorganisation „DORNA OFF ROAD“ stellte, waren extrem hoch, ebenso der Anspruch, dem der Club zu genügen hatte. Doch die Erfahrung aus zig Jahren hatte die Organisation des MSC perfektioniert.

Der MSC ist bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten gegangen um die logistischen Probleme zu bewältigen. Ein bisher noch nie da gewesenes Aufgebot von Werkstatt- und Wohntrucks der Teams mussten auf der Wacht untergebracht werden. So viele Fahrer wie noch nie zuvor waren zu Gast in Gaildorf und waren mit der routinierten Organisation mehr als zufrieden.

Aber es zeigte sich sehr deutlich, dass der MSC damit an seine Grenzen gestoßen war. Die Diskussion um ein befestigtes, ebenes Fahrerlager war erneut entfacht worden und es galt als unausweichlich. „Ohne ein befestigtes Fahrerlager kommen die Sattelzüge nicht nach Gaildorf“ sagte Wolfgang Srb, Präsident der FIM, beim Moto Cross Empfang des MSC 2001 im Kernersaal. Aber das Problem war die finanzielle Bewältigung dieses Projektes.

Immer höher werdende Auflagen durch die Dorna Off Road, Gebühren und die stets geringer werdende Publikumsresonanz in Deutschland ließen solche Ausgaben in Millionenhöhe nahezu unmöglich erscheinen. Die Triple-WM war das letzte Rennen, dem Hermann Wieland als erster Vorsitzender des MSC Vorstand. Er hat bei der letzten Hauptversammlung sein Amt nach sechseinhalbjähriger arbeitsreicher Tätigkeit zur Verfügung gestellt. Aus einem Vorstand werden drei...

Am 26. Oktober 2001wurde eine neue, verjüngte Vorstandschaft gewählt; die Aufgabe des 1. Vorsitzenden wurde auf drei Vorsitzende aufgeteilt. Martin Schumacher übernimmt die Funktion des Vorstandssprechers, Peter Tenschert ist der Verantwortliche für die Moto-Cross Veranstaltungen, Ralf Schweda obliegt die Organisation des Vereinslebens.

In das Jahr 2001 fielen auch die Feierlichkeiten zum 75jährigen Bestehen des MSC Gaildorf. Aufgrund der langen Vorausplanungen hatte man beschlossen, die Feier nach der Moto Cross Veranstaltung im November durchzuführen. Großen Anklang fanden die Plakate und Exponate aus den Anfangszeiten des Clubs. Alte Erinnerungen lebten wieder auf.

Zahlreiche geladene Gäste aus Politik und Gesellschaft folgten zusammen mit den MSC´lern einem Festabend im Schenk-Albrecht Saal in Gaildorf; unter den zahlreichen Redner waren Bürgermeister Kurt Engel, während seiner Amtszeit immer ein starken Befürworter des Gaildorfer Moto Cross, Landrat Ulrich Stückle, Dr. Wolfgang von Stetten, MdB, Jürgen Köhn, Vorsitzender des ADAC Württemberg u.v.m.

Der MSC sah sich vor die Aufgabe gestellt, sich entweder den neuen Anforderungen an die WM Veranstalter zu stellen, oder von der Bildfläche des internationalen Moto-Cross Sports zu verschwinden.

Man entschied sich für die WM, doch was gab es zu tun? Um weiterhin mithalten zu können musste zunächst einmal die Infrastruktur verbessert werden. Andere Veranstalter haben ein befestigtes, d.h. in den meisten Fällen ein asphaltiertes Fahrerlager, mit festen Sanitäreinrichtungen und Stromverteilern für die Trucks. Doch wie sollte das in Gaildorf erreicht werden, wo die Rennen doch nur mit einer Dauersondergenehmigung des Regierungspräsidiums auf dem Gelände stattfinden können, das auch noch teilweise ein Landschaftsschutzgebiet ist?

Nach langen Verhandlungen mit der Stadt, dem Kreis und den Grundstücksbesitzern fand am 27. Juni 2003 der erste Spatenstich für das Fahrerlager im Beisein des damaligen badenwürttembergischen Wirtschaftsministers Walter Döring statt, welcher sich in allen Belangen für das Gaildorfer Moto Cross stark gemacht hat. Zugleich wurde die alte Lagerscheune abgerissen und durch eine neue ersetzt. Diese entspricht rein äußerlich dem Charakter einer Feldscheuer, im innern jedoch sind moderne Sanitäreinrichtungen für die Fahrer und deren Helfer untergebracht.

Die Fläche des Fahrerlagers wurde mit Bauaushub gefüllt, elektrische Leitungen wurden verlegt und die Fläche mit grobem Kies allwettertauglich gemacht. Auch Wasserleitungen zur Bewässerung der Strecke wurden verlegt, um das Aufstellen von großen Pumpfasswagen einzusparen. Womit das heikelste Thema des Vereins angesprochen wäre: das Geld. Die Verknappung der finanziellen Mittel war und ist die größte Belastung für den Verein. Alle Bemühungen seitens der Vorstandschaft, auf der Wacht attraktive und spannende Rennen von Weltniveau auszutragen konnten nur durch hartnäckiges Verhandlungsgeschick erreicht werden.

Dabei war der gute Ruf des MSC als hervorragender Organisator vergangener Veranstaltungen sicherlich hilfreich, aber die Resonanz durch das Publikum blieb aus. Dies hatte mehrere Gründe: Nach dem tragischen Unfall von Pit Beirer (im Juni 2003 im bulgarischen Sevlievo) haben die deutschen MX Fans ihre erfolgreichste Hauptfigur verloren, zum anderen sorgten die steigenden Eintrittspreise der Weltmeisterschaftsläufe dafür, dass immer weniger aus der Region sich die Rennen anschauen wollen.

Vom bisher letzten Weltmeisterschaftslauf auf der Wacht blieb den meisten das schlechte Wetter in Erinnerung. Nachdem es Wochenlang nicht geregnet hatte öffnete der Himmel pünktlich zum Rennwochenende am 21.08.2005 die Schleusen. Wieder einmal zeigte sich die jahrzehntelange Erfahrung des Clubs: Auch bei den schlechtesten Bedingungen liefert der MSC eine gute Veranstaltung. Die Zuschauer, die sich trotz des schlechten Wetters auf die Wacht begeben haben sahen spannende Rennen und einen strahlenden Stefan Everts als Sieger auf dem Treppchen.

Für das nächste Jahr haderten die Organisatoren lange mit der Veranstaltung. Ein WM Lauf war finanziell nicht mehr möglich. Und so entschied man sich zu einem Lauf zur DM Open Solo und Seitenwagen. Gleichzeitig entstand die Idee die attraktive Naturrennstrecke „Auf der Wacht“ für Hobbyfahrer und zu Trainingszwecken zu öffnen. Gleich beim ersten „Training für Jedermann“ waren mehr als 150 Hobby Crosser aller Altersklassen am Start. Eine Veranstaltung die fortan fortgeführt wurde und auch im Folgejahr wieder über 120 Fahrer auf die Wacht lockte.

Mit dem Moto Cross of European Nations wurde der MSC Gaildorf wieder international: Eine nicht promotete Veranstaltung in dieser Größenordnung erforderte den vollen Einsatz des Traditionsclubs. Mit Ralf Schweda, seit Februar 2007 der alleinige Vorstand des Vereins, an der Spitze zeigte der MSC Gaildorf wie attraktiv eine Veranstaltung sein konnte: Schon zur Fahrervorstellung am Sonntagmorgen war das Festzelt vollbesetzt! Nicht zuletzt ein zweiter Platz des Deutschen Teams rundete die gelungen Veranstaltung ab. Es hagelte Lob von allen Seiten, die Offiziellen der UEM waren sich schnell einig: Gaildorf war perfekt und setzt immer noch Maßstäbe!

Der MSC Gaildorf steigt in die ADAC MX Masters Serie ein. Die vom ADAC München ausgerichtete internationale deutsche Meisterschaft hat sich innerhalb Europas inzwischen zur Nr. 2 nach der MX1 / MX2 Serie etabliert. In Gaildorf sind zur Auftaktveranstaltung alle drei Klassen an den Start.

Auch im Jahr 2010 ist man wieder Gastgeber der ADAC Masters Serie. Und wieder bietet der MSC den Rahmen für eine spektakuläre Veranstaltung. Erstmals wird „Auf der Wacht“ die Fahrtrichtung geändert. Die von vielen als „Old School“ und „langweilig“ bezeichnete Rennstrecke in Gaildorf erhält von dem international anerkannten Streckendesigner Freddy Verherstraeten ein völlig neues Gesicht: Höhepunkte sind die geänderte Fahrtrichtung und neue, spektakuläre Sprünge. Der MSC Gaildorf erhielt für diesen Umbau viel Lob, vor allem aus dem Feld der Fahrer. Von „Old School“ konnte keine Rede mehr sein.

Für das Jahr 2011 plante man wieder fest mit einem Lauf zur ADAC Masters Serie. Als dann im November 2010 klar war, dass der MSC Gaildorf nicht auf dem Veranstaltungskalender 2011 stehen würde, zeigten die Gaildorfer einmal mehr, dass hier das Unmögliche möglich gemacht werden kann: Der MSC Gaildorf schaffte es innerhalb von 7 Monaten einen MX 1 WM Lauf zu organisieren und auszurichten. Im März 2011 unterzeichnete Vorstandschef Ralf Schweda den Vertrag mit dem Promotor Youthstream und so konnte die Weltmeisterschaft nach 5 Jahren Pause auf die Wacht zurückgeholt werden.

>Das dies das spektakulärste Rennen in der Geschichte des MSC Gaildorf werden sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand: An diesem Wochenende im September 2011 wurde in Gaildorf Moto Cross Geschichte geschrieben: Erstmals nach über 40 Jahren gelang es einem 17-jährigen Deutschen Weltmeister zu werden. Der Weltmeistertitel des Thüringers Ken Roczen in der MX2 Klasse wird in die Moto Cross Geschichte eingehen, und einmal mehr wird dieser immer in Zusammenhang mit der Veranstaltung in Gaildorf stehen. Das an diesem denkwürdigen Tag in Gaildorf insgesamt 3 Weltmeister gekürt wurden ging in dem allgemeinen Freudentaumel fast unter. Alle, ob Zuschauer, Fans, Teammitglieder waren überwältigt.

Nach der erfolgreichen WM 2011 hatte sich der MSC Gaildorf für sein 49. Rennen wieder um einen ADAC MX Masters Lauf beworben. Die Zusage kam prompt. Und auch mit dieser Veranstaltung gelang es dem MSC Gaildorf, ein Highlight im Motocross-Jahr 2012 zu setzten: Glückliche Umstände und ein großzügiger Sponsor sorgten dafür, dass der Weltmeister Ken Roczen zu einem Auftritt in Deutschland verpflichtet werden konnte. Die Nachricht schlug in der Fachpresse ein wie eine Bombe und auch die Fans waren aus dem Häuschen.

Der MSC erhielt Anfragen die einfach nur lauteten: „Kommt ER wirklich?“ Und Ken Roczen kam, fuhr, siegte und begeisterte das Publikum. Aber auch die Fortsetzung des Comebacks von Max Nagl und der Ausbau der Führung von Markus Schiffer in der Masters Klasse hat die Fans belohnt. Der MSC Gaildorf hat einmal mehr bewiesen, das Motocross „Auf der Wacht“ immer etwas Besonderes ist: Spannung und Action pur! Vor einer Kulisse, die der WM-Kulisse 2011 in nichts nachstand, sahen die Zuschauer ein MX Masters, das von vielen als das Beste der Saison bezeichnet wurde. In Gaildorf traf sich auch das erste Mal in diesem Jahr das Team Germany, das in Lommel (Belgien) die deutschen Farben beim MXoN vertreten sollte. Diese drei Fahrer schafften 8 Wochen später das Unmögliche – sie holten zum ersten Mal die Chamberlain Trophy für Deutschland, den Pokal des Mannschaftsweltmeisters im Motocross, vor Belgien und den geschlagenen US-Amerikanern.

2015 organisierte der MSC Gaildorf zum ersten Mal das Finale der ADAC MX Masters. Die MXoN Team Germany führte am Freitag nachmittag ein Showtraining mit anschließender Pressekonferenz durch. Sportlich war die Entscheidung mit Glenn Coldenhoff (Rockstar Suzuki Europe) als Meister der ADAC MX Masters Klasse bereits gefallen. Dennis Ullrich sicherte sich in Gaildorf den Vizetitel vor Jeremy Seewer.

Die perfekte Organisation des Finales durch den MSC Gaildorf wurde mit dem Titel „Beste Organisation ADAC MX Masters“ belohnt – zum 4. Mal in Folge! Auch wurde das Streckenteam mit der Auszeichnung „Beste Strecke“ zum wiederholten Male ausgezeichnet.

Auftakt zu den Motocrossveranstaltungen war der BW-Pokal am 19.8. auf der “Wacht“. Jede Menge Nachwuchstalente des MSC Gaildorf waren hier erfolgreich am Start und vertraten stolz die Farben ihres Vereins. Auch im Jahr 2017 war der MSC Gaildorf der Ausrichter eines ADAC MX Masters Wochenende. Der vorletzte Lauf der Serie sorgte für 2 Titelentscheidungen auf der “Wacht“. Dennis Ullrich reichte ein 3. Platz in der Tageswertung zum Titelgewinn in der Masters Klasse im Jahr 2017. Tagessieger wurde souverän Max Nagl, der einen Gaststart in Gaildorf absolvierte. Tom Koch nutze den 2. Platz in der Tageswertung, um Champion in der Youngster-Klasse zu werden.
Das perfekte Wochenende konnte auch nicht durch einen Sturzregen im letzten Rennen verhindert werden – der MSC Gaildorf wurde zum 6. Mal in Folge zum besten Veranstalter der Serie ausgezeichnet – ebenfalls mit dem Titel der besten Strecke. Wehrmutstropfen daran ist jedoch, dass der Preis wegen fehlender Konkurrenz wohl zum letzten Mal verliehen wurde.


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